Winnender Zeitung 13.3.97
Klaus Riexinger Schwaikheim.
Elsbeth Stoeß hatte sich die Chance nicht entgehen lassen wollen. Als der Puppenspieler Helmut Schmidt aus Berglen der Vorsitzenden des Freundeskreises für Behin-derte anbot, mit einer kleinen Gruppe von Behinderten eine Tuchballett - Aufführung einzustudieren, griff sie zu. Woche für Woche treffen sich nun die Akteure, um für ihre Auftritte zu proben. Die sieben geistig behinderten Jugendlichen und Erwachsenen im Alter zwischen 16 und 29 Jahren haben sich für die Proben schnell zusammengefunden. "Das habe ich noch nie zuvor gesehen, wie die Behinderten aus unserer Gruppe mitgearbeitet haben", ist Elsbeth Stoeß ganz begeistert. In der vergangenen Weihnachtszeit hatten die "Marionettis" - so nennt sich die Gruppe - im Jakobus - Haus ihre erste Aufführung. Dort probt auch die Gruppe, die aus drei Frauen und vier Männern besteht. Vier vor ihnen arbeiten in der Werkstatt für Behinderte in Waiblingen, drei besuchen eine Schule für geistig Behinderte in Fellbach. Zusammenarbeit mit Behinderten ist für Herrn Schmidt "Herausforderung" Ein Tuchballett - Instrument besteht aus einem etwa einen Quadratmeter großen Stofftuch. An den vier Ecken ist es an Fäden aufgehängt. Die Fäden sind an zwei Holzstöcken befestigt, mit denen sich das Tuch dann als "Marionette" steuern lässt. Die Zusammenarbeit mit Behinderten ist für den Reichenbacher Helmut Schmidt eine "Herausforderung". Schmidt hat die Arbeit mit den "jungen Erwachsenen" ehrenamtlich übernommen. "Die geistig Behinderten leben in einer eigenen Welt. Gemeinsame Organisationsformen fallen ihnen normalerweise schwer", erklärt Schmidt. Mit dem Tuchballett habe er aber ganz neue Seiten der Behinderten entdeckt. Der Ausgangspunkt dafür sei die begleitende Musik für die Figuren gewesen. Schmidt: "Ich war überrascht, wie sie sich in der Gruppe plötzlich aufeinander abgestimmt haben. Wenn eine Figur geklappt hat, haben sich alle gefreut." Auch für die Eltern sei das eine neue Erfahrung gewesen. Für gewöhnlich haben geistig Behinderte Probleme mit feinmotorisch differenzierten Bewegungen. "Mit der richtigen Hintergrundmusik klappt de Abstimmung aber gleich viel besser", weiß Schmidt inzwischen. Für die erste Aufführung im vergangenen Dezember hatte der Puppenspieler noch ernste klassische Musik gewählt. "Die meisten konnten mit dieser Musik nichts anfangen. Mit der lockeren Polka geht's jetzt viel besser." Schmidt´s "Hobby" Puppenspiel nimmt in seinem Leben jedoch einen großen Platz ein. Immer wieder geht er damit in Deutschland auf Tournee. Er tritt dabei in Schulen und Kindergärten auf. Die Figuren für sein Puppentheater bastelt der Pädagoge selbst. Die sieben Puppenspieler gehen bei der Probe konzentriert zu Werk. Rhythmisch bewegen sie ihre Tücher zur Musik. Beinahe alle Figuren gelingen. Nur hin und wieder greift Schmidt ein. Besonders begeistert ist er an diesem Tag von Michael. Seinen "etwas bizarren Handgelenksbewegungen" liest Schmidt "die Anspannung und Konzentration" ab. Nach einer halben Stunde macht die Gruppe die erste Pause. Helmut Schmidt ist mit der gezeigten Leistung zufrieden. Für die nächste Aufführung sind die "Marionettis" jedenfalls bestens gewappnet.
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Copyright * Figurenkabinett * Helmut Schmidt * Stand: 7.2. 2004©