Winnender Zeitung 22.7.92
Iris Frey

Puppentheater in Rettersburg: Wo die Prinzessin noch schwäbisch sprechen darf BERGLEN.

"Was gehört zu einem König?" will er von den Kindern wissen. Keine schwierige Frage: "Eine Krone, ein Schloss, Gold und Silber und eine Prinzessin", rufen die Kleinen munter drauf los. Puppenspieler (und Gemeinderat) Helmut Schmidt hat schon den ersten Schritt geschafft: Die Kinder mittendrein in seine Theatergeschichte zu locken. "Mir isch sooo langweilig", stöhnt da die hübsche Prinzessin in ihrem blau leuchten den Kleid und dem goldenen Krönchen auf dem blonden, langen Haaren. Die Kinder leiden mit ihr mit. Verständigungsprobleme gibt's keine. Hier darf die Prinzessin schwäbisch sprechen. Und was macht eine Prinzessin, wenn ihr langweilig ist? Sie verlässt den Schlossgarten. Hatte nicht der Hofmarschall von einer interessanten Hexe erzählt. "Jetzt wird's spannend", hatte schon der kleine, wuschelige Stoffhund Schnauzi versprochen, der zuvor seine kleinen Gäste im Vereinsheim Rettersburg mit Namen begrüßt hatte, den Alexander und die Natascha und die vielen anderen, die trotz der 9 Hitze draußen gekommen waren. Mit lautem "Hauruck" ziehen Theaterdirektor und Kinder den weißglitzernden Vorhang beiseite. Auf geht's zur nächsten Szene. Auf dem Weg durch den Wald folgen e Kleinen der Prinzessin, die "immer der Nase nach" läuft bis zum Hexenhaus. Zwischendrin erzählt sie von den unheimlichen Geräuschen im Wald: "Da isch´s mir ganz kalt dr Buckl nunterglaufa." Die Kinder zittern mit, rufen neugierig die Hexe aus und erzählen dem König traurig, daß er Prinzessin von der Hexe gefangengenommen wurde. Längst hat Schmidt die Kinder in seine Märchenwelt mitgenommen und sie, wie er s möchte, "aktiv mit der Gesamtheimlichkeit ihrer Gefühle beteiligt". Seine kleinen Zuschauer werden zu Mitspielern. Immer wieder dürfen sie dem Kasperle oder dem König erzählen, was passiert ist, oder raten, was sie tun können, um die Prinzessin zu retten. Manchmal gerät die Begeisterung in überschäumende Stimmung. Manche stehen da auch schon mal kurz auf, wenn Hund Schnauzi die böse Hexe über die Bühne jagt. Spannung und Entspannung wechseln ha sich ab in Helmut Schmidts Puppentheater, der seine Erfahrungen im Puppenspiel als Lehrer an der katholischen Fachschule für Sozialpädagogik im Unterricht weitergeben kann. Sein Puppenspiel richtet er für Kinder im Vorschulalter aus, doch wenn die Eitern mit dabei sind, findet er's "gerade in interessant". So ist in seiner neuesten mittlerweile fünften Geschichte auch für beide Seiten was dabei. Die Kinder begleiten im Puppenspiel. "Die neugierige Prinzessin" aktiv mit, in die verbotene Welt und wieder heraus. Die Eitern können hierbei lernen, "dass sie die Kinder nicht immer so stark beschützen brauchen", sagt Schmidt. Einfache Märchenelemente faszinieren die kleinen Zuschauer. Da braucht Helmut Schmidt kein großes Glitzerschloss auf die Bühne zu stellen. Die spannende Geschichte genügt den Kindern. Die können sie dann auch in einem Satz dem König erzählen: "Die Prinzessin war bei der Hexe, und der Kasperle hat sie befreit." Das Happyend ist da. Mit kräftigem, lautem "Hauruck" ziehen alle gemeinsam den Vorhang zu, ganz zufrieden, denn die Hexe hat für dieses Mal ihr Zauberbuch abgeben müssen.

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Copyright * Figurenkabinett * Helmut Schmidt * Stand: 7.2. 2004©