Puppentheater
in Rettersburg: Wo die Prinzessin noch schwäbisch sprechen darf BERGLEN.
"Was gehört
zu einem König?" will er von den Kindern wissen. Keine schwierige Frage:
"Eine Krone, ein Schloss, Gold und Silber und eine Prinzessin", rufen
die Kleinen munter drauf los. Puppenspieler (und Gemeinderat) Helmut
Schmidt hat schon den ersten Schritt geschafft: Die Kinder mittendrein
in seine Theatergeschichte zu locken. "Mir isch sooo langweilig", stöhnt
da die hübsche Prinzessin in ihrem blau leuchten den Kleid und dem goldenen
Krönchen auf dem blonden, langen Haaren. Die Kinder leiden mit ihr mit.
Verständigungsprobleme gibt's keine. Hier darf die Prinzessin schwäbisch
sprechen. Und was macht eine Prinzessin, wenn ihr langweilig ist? Sie
verlässt den Schlossgarten. Hatte nicht der Hofmarschall von einer interessanten
Hexe erzählt. "Jetzt wird's spannend", hatte schon der kleine, wuschelige
Stoffhund Schnauzi versprochen, der zuvor seine kleinen Gäste im Vereinsheim
Rettersburg mit Namen begrüßt hatte, den Alexander und die
Natascha und die vielen anderen, die trotz der 9 Hitze draußen gekommen
waren. Mit lautem "Hauruck" ziehen Theaterdirektor und Kinder den weißglitzernden
Vorhang beiseite. Auf geht's zur nächsten Szene. Auf dem Weg durch den
Wald folgen e Kleinen der Prinzessin, die "immer der Nase nach" läuft
bis zum Hexenhaus. Zwischendrin erzählt sie von den unheimlichen Geräuschen
im Wald: "Da isch´s mir ganz kalt dr Buckl nunterglaufa." Die Kinder
zittern mit, rufen neugierig die Hexe aus und erzählen dem König traurig,
daß er Prinzessin von der Hexe gefangengenommen wurde. Längst hat Schmidt
die Kinder in seine Märchenwelt mitgenommen und sie, wie er s möchte,
"aktiv mit der Gesamtheimlichkeit ihrer Gefühle beteiligt". Seine kleinen
Zuschauer werden zu Mitspielern. Immer wieder dürfen sie dem Kasperle
oder dem König erzählen, was passiert ist, oder raten, was sie tun können,
um die Prinzessin zu retten. Manchmal gerät die Begeisterung in überschäumende
Stimmung. Manche stehen da auch schon mal kurz auf, wenn Hund Schnauzi
die böse Hexe über die Bühne jagt. Spannung und Entspannung wechseln
ha sich ab in Helmut Schmidts Puppentheater, der seine Erfahrungen im
Puppenspiel als Lehrer an der katholischen Fachschule für Sozialpädagogik
im Unterricht weitergeben kann. Sein Puppenspiel richtet er für Kinder
im Vorschulalter aus, doch wenn die Eitern mit dabei sind, findet er's
"gerade in interessant". So ist in seiner neuesten mittlerweile fünften
Geschichte auch für beide Seiten was dabei. Die Kinder begleiten im
Puppenspiel. "Die neugierige Prinzessin" aktiv mit, in die verbotene
Welt und wieder heraus. Die Eitern können hierbei lernen, "dass sie
die Kinder nicht immer so stark beschützen brauchen", sagt Schmidt.
Einfache Märchenelemente faszinieren die kleinen Zuschauer. Da braucht
Helmut Schmidt kein großes Glitzerschloss auf die Bühne zu stellen.
Die spannende Geschichte genügt den Kindern. Die können sie dann
auch in einem Satz dem König erzählen: "Die Prinzessin war bei der Hexe,
und der Kasperle hat sie befreit." Das Happyend ist da. Mit kräftigem,
lautem "Hauruck" ziehen alle gemeinsam den Vorhang zu, ganz zufrieden,
denn die Hexe hat für dieses Mal ihr Zauberbuch abgeben müssen.
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